Digitale Identitäten mit Blockchain und DIDs

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Stell dir vor, digitale Behördengänge fühlen sich so einfach an wie Online-Shopping. Keine Formulare, kein Warten, keine unnötigen Daten. Du bestätigst nur noch das, was wirklich zählt: „über 18“, „wohnhaft in Deutschland“, „Identität geprüft“ – mehr nicht. Genau das startet 2025 mit Digitalen Identitäten in der EU. Und plötzlich wird aus Papierkram ein Knopfdruck.

Kontext

Digitale Identitäten bedeuten: Du hast geprüfte digitale Nachweise direkt auf deinem Smartphone – und entscheidest selbst, was du weitergibst.

Die Basis dafür sind drei Bausteine:

  • DIDs – das sind digitale Kennungen, die dir gehören, ohne ein zentrales Register.

  • Verifiable Credentials – digitale, fälschungssichere Nachweise wie „über 18“ oder „Studienabschluss“.

  • EUDI Wallet – das neue europäische Identitätswallet, das alle Mitgliedstaaten einführen müssen.

2025 kommt all das zusammen: technische Standards sind fertig, EU-Gesetze sind in Kraft, Pilotprojekte laufen. Was jahrelang nach Zukunft aussah, wird jetzt spürbare Realität.

Kernfakten

Die Basis steht

  • DIDs sind seit 19.07.2022 offizieller Web-Standard. Sie ersetzen zentrale Datenbanken durch dezentrale, prüfbare Kennungen.

  • Verifiable Credentials folgen seit 15.05.2025 als globaler Standard. Sie legen fest, wie digitale Nachweise aufgebaut und überprüft werden.

Damit sprechen Verwaltung, Banken, Unis und Unternehmen ab sofort eine gemeinsame Sprache.

Europa gibt das Tempo vor

  • eIDAS 2.0, das Gesetz für digitale Identitäten, ist seit 20.05.2024 gültig.

  • Am 04.12.2024 wurde die erste technische Regelrunde veröffentlicht, weitere Vorgaben folgten im Mai 2025.

Für die Praxis heißt das: Jede EU-Verwaltung und jedes Unternehmen kann sich an klaren Regeln orientieren – und du musst im besten Fall nie wieder deinen Ausweis kopieren.

Estland zeigt, was möglich ist

Estland nutzt digitale Identität bereits seit 2005 für nationale Online-Wahlen. 2023 wurden dort knapp 51 % aller Stimmen online abgegeben – sicher, schnell und mit staatlicher eID. Wichtig: Estland setzt keine Blockchain, sondern digitale Signaturen ein. Das zeigt, wie pragmatisch sichere Identität funktionieren kann.

Analyse

2025 treffen zwei Welten aufeinander: moderne Identitätstechnik und europäische Regulierung. Das EUDI Wallet bringt einheitliche Sicherheitsregeln und Zertifizierungen. Gleichzeitig greift der neue EU AI Act, wenn KI bei Identitätsprüfungen eingesetzt wird – etwa bei Dokumentenchecks.

Für Projekte bedeutet das: Transparenz, Datensparsamkeit und saubere Dokumentation sind Pflicht. Für Bürger bedeutet das: deutlich mehr Sicherheit und Kontrolle.

Und ein Punkt ist wichtig: Online-Wahlen sind kein Selbstläufer. Nur weil Estland es kann, gilt das nicht automatisch für Deutschland oder andere EU-Staaten. Das Thema bleibt politisch und organisatorisch sensibel.

Praxis in drei Schritten

1. Standardkonforme Architektur

Stütze deine Lösung auf das EUDI Wallet, nutze Verifiable Credentials als Format und DIDs als Kennungen. So bleibst du kompatibel mit Behörden und Diensten in der ganzen EU.

2. Daten-minimal arbeiten

Setze auf „Selective Disclosure“ – also nur die Information freigeben, die wirklich gebraucht wird. Statt Geburtsdatum nur: „über 18“. Das schützt Daten und verbessert die Nutzererfahrung.

3. Compliance früh integrieren

Prüfe alles von Anfang an gegen eIDAS 2.0.
Wenn KI im Spiel ist, beziehe die Regeln des EU AI Act direkt ein.
Baue nachvollziehbare Nachweise ein – das spart später Zeit bei Prüfungen.

Risiken

  • Schlüsselverlust – der private Schlüssel ist die digitale „Unterschrift“. Ohne ihn wird es kompliziert. Gute Wiederherstellungslösungen sind entscheidend.

  • Tracking-Risiken – nutze unterschiedliche Kennungen für unterschiedliche Situationen, damit niemand dich quer über Dienste hinweg nachverfolgen kann.

  • Regeländerungen – Europa schärft die Vorgaben weiter nach. Baue Updates in deine Planung ein.

Zwischenstand 2025: Wo wir wirklich stehen

2025 ist der Startpunkt, nicht das Ziel. Die Standards stehen, die Gesetze gelten, aber die echte Nutzung beginnt erst jetzt. Wallet-Pilotierungen laufen, Zertifizierungen starten, viele Dienste bereiten sich darauf vor, digitale Nachweise anzunehmen.

Wichtige Fragen – wie sich Wiederherstellungsprozesse anfühlen, wie gut Wallets im Alltag funktionieren oder wie groß die Akzeptanz wird – klären sich erst in den nächsten Monaten und Jahren.

Klar ist: Die Richtung stimmt. Digitale Identitäten bringen mehr Sicherheit, mehr Komfort und weniger Datenhunger. Doch wir stehen erst am Anfang eines Prozesses, der Behörden, Banken, Gesundheit und Bildung in Europa nachhaltig verändern wird.


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